Fronleichnam in München
Neben den vielen Fronleichnamsprozessionen auf dem Gebiet unserer Komturei in Weyarn, Augsburg oder Ellingen, die von zahlreichen Confratres und Consorores begleitet wurden, war wie jedes Jahr auch in München eine Gruppe von Confrates vertreten. Zu ersten Mal seit Jahren mussten die großen Feierlichkeiten aber aufgrund der schlechten Witterungsbedingungen vom Marienplatz in die Frauenkirche verlegt werden. Nicht nur jeder Sitzplatz in dem großen Münchner Dom war von Ehrengästen, Verbänden, muttersprachlichen Gemeinden, befreundeten Orden und Münchner Bürgern besetzt, sondern bis auf den Mittelgang auch jeder Quadratmeter mit Mitgliedern katholischer Studentenverbindungen und weiteren Besuchern belegt, sodass eine besonders feierliche Atmosphäre entstand.
Nach der Begrüßung wies Reinhard Kardinal Marx, der gemeinsam mit Weihbischof Rupert Graf zu Stolberg die Fronleichnamsmesse zelebrierte, auf das Korbinians-Jahr hin: Unter dem Motto „Glauben leben“ feiert die Erzdiözese München und Freising das Jubiläum der Ankunft des heiligen Korbinian in Freising im Jahre 724.
Seine Predigt eröffnete Kardinal Marx mit einer Betrachtung der Worte „Kult“ und „Opfer“, die heute vielen Menschen fremd wirken. Der Kern dessen, was an Fronleichnam gefeiert wird, ist ein Opfer – aber nicht in dem Sinne, dass die Menschen Gott etwas opfern, sondern dass Gott den Menschen etwas gibt. Am Altar werden Raum und Zeit durchbrochen: Nicht mehr der reine Nutzen zählt, sondern die Logik Gottes. Gott offenbart sich nicht, weil die Menschen es wollen, sondern weil er es will – er ist es, der die Initiative ergreift. Daher ist auch der Kult wichtig, denn ohne die Versammlung verliert die Nächstenliebe ihr Gefüge. In der Eucharistie machen nicht die Menschen aktiv etwas, sondern es wird etwas sichtbar: Leib und Blut Jesu Christi als das Lebensstiftende, die Dynamik, die Zeigt, dass wir in einer anderen Wirklichkeit sind. Die Eucharistie durchdringt den Alltag des reinen Nutzens. An Fronleichnam rufen wir in die Welt, dass wahre Freiheit der Ort ist, an dem wir Gott begegnen, der sich ganz schenkt in Jesus Christus. Dies ist der Ort des widerständigen Denkens gegen die gesellschaftliche Bezogenheit auf den Nutzen, ein Raum, der essentiell für das Leben und nicht der Wirklichkeit unterworfen ist.
Die Fronleichnamsprozession fand anschließend im Dom statt. Zwar wurde dabei nicht die Größe einer Prozession durch die Innenstadt erreicht, aber in der übervollen Frauenkirche wurde auch so eine wunderbare, erhabene und würdige Atmosphäre geschaffen.
Nach den Fronleichnamsfeierlichkeiten trafen sich die Confratres mit den befreundeten Orden der Grabesritter, der Malteser sowie Vertretern der Geistlichkeit, der Politik und der katholischen Studentenverbindungen im Hofgarten der Gaststätte „Franziskaner“. Inzwischen ist es gute Tradition geworden, dass der Landtagsabgeordnete Cfr. Robert Brannekämper mit Stadtrat Manuel Pretzl im Anschluss an die Prozession zum Weißwurstessen einladen. Bei anregenden Gesprächen fand dieser Tag damit einen sehr schönen Abschluss.
Tobias Noss FamOT
Komtureikanzler