Confrater Weihbischof Pieschl wurde 90
Der ehemalige Vertriebenenbischof (1983 – 2009) Cfr. Dr. h. c. Gerhard Pieschl wurde am vergangenenen 23. Januar 90 Jahre alt. Die Heimatvertriebenen haben ihm viel zu verdanken. In der Bischofskonferenz trat er mutig für ihre Anliegen ein und machte sich nicht nur Freunde. Dabei war der als tschechoslowakischer Staatsbürger deutscher Volkszugehörigkeit in Mährisch-Trübau geborene und als Elfjähriger mit Mutter und Geschwistern Vertriebene alles andere als ein „Revanchist“. Versöhnung ist das Urwort der Vertriebenenseelsorge. Er predigte es als Vertriebenenbischof und setzte es um. Ein Ergebnis: Er wurde Ehrendomkapitular im tschechischen Olmütz.
Als damaliger Vorsitzender des „Katholischen Flüchtlingsrats in Deutschland“ stand ich mit ihm vor seinem gut erhaltenen Elternhaus. Statt Groll zu zeigen erzählte er von Jungenstreichen. Ernst wurde Pieschl als er an seinem Taufstein stand. Laut betete er das Glaubensbekenntnis. Im etwas heruntergekommenen nahen Franziskanerkloster erwartete ihn eine besondere Ehrung. Überreicht wurde ihm der Hausschlüssel mit dem Hinweis, dass er hier wieder sein Heimatrecht habe und jederzeit willkommen sei.
In Westdeutschland war die Familie Pieschl in ein kleines hessisches Dorf gekommen. Es war rein evangelisch und einen katholischen Geistlichen hatte man noch nie gesehen. Als der erste in Soutane erschien, war das Erstaunen groß. "Oben Onkel – unten Tante“ stellten Kinder fest. Nach Abitur und Studium in Königstein, Freiburg, Mainz und Priesterweihe wurde Pieschl nach einer Zeit in der Diözesanseelsorge 1977 Weihbischof von Limburg. 1979 wirkte er auch als Polizeiseelsorger, später als Militärdekan. Pieschl wollte eigentlich zunächst promovieren. Der Bischof: „Ich brauche keinen Wissenschaftler, sondern einen Seelsorger." “Menschennah und kontaktfreudig“ titelte später eine Zeitung zu seinem 85. Geburtstag. Das ist er bis heute, wenn er selbst auf dem Rossmarkt in Limburg einkauft und trotz Stock als Gehhilfe fröhlich und diskussionsfreudig geblieben ist. Als Prediger kann er seine Zuhörer zu Tränen rühren. Ich denke an einen Gottesdienst bei den ermländischen Katharinenschwestern in Berlin. Pieschl erinnerte an seine Gymnasialzeit in Königstein. Es war im Nachkriegsdeutschland eine Zeit allgemeinen Hungerns. Die dort eingesetzten Schwestern aber fanden immer neue Wege, um für die stets hungrigen Gymnasiasten etwas zum Essen zu besorgen. Pieschl dankte, verließ den Altar und ging zu den im hinteren Teil der Kirche sitzenden Schwestern. Jeder schüttelte er die Hand.
Seinen unermüdlichen Einsatz für die Vertriebenen würdigten die Ermländer durch die Verleihung einer Ehrenmedaille, die Schlesier überreichten den Schlesierschild. Seit 1992 ist Pieschl Ehrenmitglied der katholischen Studentenverbindung Ferdinandea Prag in Heidelberg.
Der Deutsche Orden nahm ihn 2004 als Familiaren auf. Die Ballei Deutschland und die Komturei „An Rhein und Main“ gratulierten dem Jubilar, zu dem reger Kontakt besteht, in gebotener Weise zu seinem hohen Geburtstag.
Norbert Matern FamOT