Elisabeth von Thüringen als Braut, Ehefrau und Witwe – ein Spielball der Machtpolitik
Mit herzlichen Worten begrüßte der Vorsitzende der Wissenschaftlichen Vereinigung für den Deutschen Orden, Cfr. Prof. Dr. Michael Els, viele Teilnehmer aus Deutschland, Belgien und Österreich, die sich zu dem Zoomvortrag zugeschaltet hatten. Herzliche Worte der Begrüßung galten auch Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Udo Arnold, Ehrenritter des Deutschen Ordens, als Referent des Abends.
Professor Arnold machte direkt zu Beginn deutlich, dass es ihm bei diesem Vortrag nicht um die hl. Elisabeth als Helferin für Arme und Kranke gehe, vielmehr sei es seine Intention, die politischen Kontexte im Leben der hl. Elisabeth als Braut, Ehefrau und später als Witwe zu beleuchten. Als ungarische Königstochter geboren, kam sie im Alter von nur vier Jahren an den Hof ihres zukünftigen Schwiegervaters, des Landgrafen von Thüringen. Gemeinsam mit ihrem zukünftigen Ehemann erzogen, schenkte sie ihm später, nach der prunkvollen Hochzeit, drei Kinder. Während der Abwesenheit ihres Mannes regierte sie als seine Stellvertreterin und nach seinem Tod kurzzeitig als Regentin. Sie wurde von ihrem Schwager abgesetzt, der selbst nach der Königskrone griff, und nach Marburg auf ihren Witwensitz geschickt. Dies alles geschah in einem politischen Umfeld, in dem der Deutsche Orden als noch junger Ritterorden, das Königreich Ungarn, die Landgrafschaft Thüringen, die staufischen Kaiser Heinrich VI., später sein Sohn Friedrich II. und der Papst die entscheidenden Partien spielten.
Spannend und anschaulich schilderte Professor Arnold die Machtspiele der damaligen Zeit. Schon unter Kaiser Heinrich VI. hatte der Deutsche Orden eine enge Verbindung zu den Landgrafen von Thüringen. Ein Ministeriale der Thüringer Landgrafen, Hermann von Salza, wurde Hochmeister des Deutschen Ordens. Nachdem Kaiser Friedrich II. von Papst Gregor IX. exkommuniziert wurde, schaffte es Hochmeister Hermann, den Kaiser mit dem Papst zu versöhnen. Sowohl der Kaiser als der Papst zeigten sich erkenntlich und übertrugen dem Deutschen Orden Privilegien und Territorien. In der ihm eigenen spannenden Art trug Professor Arnold viele interessante Fakten zur Reichsgeschichte vor, die gleichzeitig Kirchen- und auch Ordensgeschichte ist. Elisabeth von Thüringen, die mit 24 Jahren verstarb und nur vier Jahre später heiliggesprochen wurde, war ohne ihr Zutun und nur durch familiäre Bande ein Spielball der damaligen Machtpolitik geworden. Und auch ihre Heiligsprechung zeigte die besondere Bedeutung dieser großen Frau. Sie wurde heiliggesprochen, obwohl sie weder eine Märtyrerin noch eine Jungfrau war. Im besten Sinne des Wortes wurde sie zu einer europäischen Heiligen, die bis heute weit über die Grenzen der Landgrafschaft Thüringen und des damaligen Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation verehrt wird.
Professor Els dankte für diesen großartigen Vortrag, der das Leben der hl. Elisabeth unter ganz neuen Aspekten beleuchtete.
Monika Schulte FamOT