Adventskonveniat in Augsburg
Das feierliche Adventskonveniat stellt zweifelsfrei einen der Höhepunkte in dem reichhaltigen Jahresprogramm der Komturei „An Isar, Lech und Donau“ dar. Daher sollte auch in diesem Jahr ein besonderer Ablauf zusammengestellt werden, was dazu führte, dass die Komturei nach Augsburg in die Fuggerei eingeladen wurde. Als eine der ältesten noch bestehenden Sozialsiedlungen der Welt wurde sie im Jahre 1521 von Jakob Fugger, genannt „dem Reichen“, gestiftet. Bis heute leben bedürftige Menschen in dieser von der Stiftung getragenen Sozialsiedlung, welche drei Aufnahmekriterien erfüllen: Die Bewerber müssen seit 2 bis 3 Jahren in Augsburg leben, unverschuldet in Not geraten sowie katholisch sein. Täglich sind die heute um die 150 Bewohner angehalten, dreimal ein Vaterunser, das Glaubensbekenntnis sowie ein Ave Maria für die Stifterfamilie der Fugger zu sprechen. Die Jahreskaltmiete für eine Wohnung beträgt lediglich 88 Cent, was dem damaligen Mietpreis in Rheinischen Gulden entspricht.
In dieser einmaligen historischen Atmosphäre trafen sich zahlreiche Consorores und Confratres in der St. Markus-Kapelle der Fuggerei zu der heiligen Messe, der unser neuer Confrater Weihbischof Florian Wörner vorstand. Cfr. Pfarrer Clemens Bombeck konzelebrierte. Die Komturei freute sich auch über das Wiedersehen mit Cfr. Weihbischof em. Josef Grünwald, unserem ehemaligen geistlichen Assistenten, sodass gleich zwei Weihbischöfe an dem Adventskonveniat anwesend waren. Musikalisch gestaltet wurde die Messe von Cfr. Wolfgang Morlang, der auf der komplexen und schwierig zu spielenden historischen Orgel mit Leichtigkeit wunderbare Klänge erzeugte, die sogar Einheimische in Begeisterung versetzten.
In seiner Predigt ging Cfr. Weihbischof Wörner auf die Hoffnungsbilder aus der Natur im Buch Jesaja ein, die ein Verheißungsquell für die Zukunft sind und in starkem Kontrast zu der heutigen Realität stehen, welche in den „Wörtern des Jahres 2023“ ihren Widerhall findet: "Krisenmodus", "Antisemitismus" und "leseunfähig". Kriege und ihre Folgen sowie das Auseinanderdriften der Gesellschaft sind Zeichen für diesen Krisenmodus. Daher ist besonders zu betonen, dass auch Jesaja die Probleme seiner Zeit kennt, beispielsweise die fehlende Gottesfurcht, die auch heute oftmals feststellbar ist. Daher ist der Ruf „Reiß die Himmel auf!“ ein adventlicher Ruf, der sich im Zerreißen des Vorhangs im Tempel am Karfreitag schon erfüllt, dem Aufreißen des Getrenntseins von Gott. Auch die Türen zu unseren Herzen müssen aufgerissen werden, auf dass man die Verheißung sieht: Das Reich Gottes ist im Wachsen. Die Zeichen der Erneuerung müssen angenommen werden. Der zweite Ruf: „Seid wachsam!“ erinnert heute daran, die ganze Realität in den Blick zu nehmen, nicht nur den Konsum, sondern vor allem die Realität Gottes. In seiner DNA ist die Sehnsucht des Menschen auf Gott hin ausgerichtet. Daher muss man achtsam sein für Gottes Realität und diese im alltäglichen Leben wahrnehmen. Es gilt, wie der heilige Martin in guten wie in schwierigen Situationen den Anruf Gottes wahrzunehmen, in Dialog mit ihm zu stehen und damit die Liturgie mit dem Alltag in Verbindung zu bringen. Man soll seinen Glauben im Advent daher prüfen, ob man Gott wirklich so sehr vertraut, dass er das Beste für einen will. Dabei hilft auch der Blick auf Maria als Vorbild. Cfr. Weihbischof Wörner schloss seine eindrucksvolle Predigt mit dem adventlichen Wunsch, die Wörter des Jahres 2024 mögen beispielsweise lauten: „Erneuerung“, „Heilung“ und Nächstenliebe“. Wir Familiaren bauen mit an dem Reich Gottes, damit die Verheißungen von Jesaja Wirklichkeit werden.
Im Anschluss an die heilige Messe trafen sich die Gäste zu einer Führung durch die Fuggerei, bei der nicht nur die besondere Geschichte des Ortes erzählt wurde, sondern auch zahlreiche unterhaltsame und spannende Anekdoten, welche die Zeit wie im Fluge vorbeiziehen ließen. Viele Eigenarten dieser besonderen Wohnsiedlung wurden erzählt, beispielsweise die auch heute immer noch existierende Torschlusspanik, da man einen Euro Strafe zahlen muss, wünscht man als Bewohner nach 22:00 Uhr Einlass durch das Tor der Fuggerei (mehr als die Jahreskaltmiete).
Anschließend fand das traditionelle Adventsessen der Komturei in dem Restaurant „Die Tafeldecker“ in der Fuggerei statt. Dort stellte Komtur Mario Külgen das vielfältige und dichte Jahresprogramm 2024 vor und hob besondere Termine heraus. Bei guten Gesprächen und geselligem Beisammensein wurden auch die Gäste und Kandidaten der Komturei kräftig mit eingebunden.
Den Abschluss fand das Adventskonveniat auf dem Christkindlmarkt vor dem Rathaus in Augsburg, welches selbstbewusst mit dem prominenten Reichsadler auf die ehemalige Größe und Bedeutung der Stadt hinweist. Bei einem Glas Glühwein konnte man den schönen und stimmungsvollen Tag Revue passieren lassen.
Tobias Noss FamOT
Komtureikanzler